Liedgut der SERK

Der Gesang im Gottesdienst ist für uns keine Option. Wir singen nicht, um uns zwischen anderen Elementen des Gottesdienstes einmal »aufzulockern«. Nein, der Gesang der Gemeinde ist die kollektive Stimme des Volkes Gottes, der »katholischen«, d.h. universalen christlichen Kirche – durch die Zeiten. Deshalb singen wir in der SERK auch keine Lieder, die gestern geschrieben wurden und morgen bereits wieder vergessen sein werden. Wir singen Liedgut, das uns mit den Christen verbindet, die vor uns waren, aber auch mit Christen aus anderen Sprachen, Völkern und Nationen.

Ein Liederbuch, aus dem die Gemeinde Jesu schon immer gesungen hat, das aber in der heutigen Zeit geradezu links liegen gelassen wird, ist der Psalter. Nach biblischem Auftrag (Ps 95,2Eph 5,18-19; Kol 3,16) singen wir in der SERK mit Freude und aus Überzeugung aus diesem Psalter. Das Buch der Psalmen in der Bibel ist Gottes inspiriertes Liederbuch für die Gemeinde. Die Psalmen waren innerhalb des Kanons von vornherein als Gesänge konzipiert. Im Neuen Testament ist das nicht anders. In Epheser 5,19 fordert Paulus uns auf, uns gegenseitig und gemeinsam »Psalmen, Lobgesänge und geistliche Lieder« zuzusingen.

Kein Wunder, dass die Reformierten in ihrer strengen Rückbesinnung auf das Wort Gottes – auch und besonders für den Gottesdienst – geradezu Meister waren im Vertonen, Reimen, und im Singen der Psalmen. Um so trauriger, dass die Psalmen heute kaum noch gesungen werden.

Dabei haben sie doch drei entscheidende Vorzüge:

Erstens, sie sind von Gott inspiriert und Teil der Heiligen Schrift. Wenn man sie singt, braucht man sich keine Gedanken darüber zu machen, ob der Text »biblisch« ist.

Zweitens, die Psalmen sprechen den ganzen Menschen mit allen seinen Emotionen an. Moderne »Lobpreislieder« sind leider oft sehr emotional einseitig, immer fröhlich und »siegreich«. Die Psalmen dringen auch in die Niederungen des Glaubenslebens vor, wo es Trauer, Wut, Zweifel und Kämpfe, ja sogar Niederlagen gibt. Wenn wir sie singen, singen wir von Emotionen, die sonst kaum irgendwelche Lieder aufgreifen.

Und drittens, die Psalmen lehren uns auch zu beten. Wenn wir die Psalmen zu Herzen nehmen und im Kopf behalten, haben wir ein Repertoire biblischer Sprache, mit der wir jederzeit zu Gott beten können.

Johannes Calvin sagt über den Psalmengesang:

Wenn der Gesang so würdig und maßvoll geschieht, wie sich das vor Gottes und der Engel Angesicht gebührt, so verschafft er einerseits den heiligen Handlungen Würde und Anmut und dient andererseits sehr dazu, die Herzen zum wahren Eifer und zur rechten Inbrunst im Gebet zu erwecken.

Deshalb singen wir im Gottesdienst die Psalmen und üben sie gemeinsam, bis sie uns in Fleisch und Blut übergehen!

Doch wir singen nicht nur die Psalmen. An den zwei genannten Stellen im Neuen Testament (Eph 5,19; Kol 3,16) fordert Paulus uns auf «Psalmen, Lobgesänge und geistliche Lieder« zu singen.

Manche argumentieren, damit seien nicht außerbiblische Liedtexte gemeint, sondern lediglich die direkt aus der Bibel entnommene Hymnen  wie z.B. das »Gloria in Excelsis« (Lk 2,14), das »Magnificat« (Lk 1,46-55), das »Nunc Dimittis” (Lk 2,29-32). Manche Historiker behaupten, dass vor dem 4. Jahrhundert in den christlichen Kirchen außer Psalmen lediglich solche »kanonische« Hymnen gesungen wurden. Andere Historiker belegen jedoch, dass die Alte Kirche erst aufgrund theologischer Streitigkeiten, insbesondere der Auseinandersetzung mit Irrlehrern, festgelegt hat, dass nur noch kanonisches Liedgut gesungen werden dürfe.

Wie auch immer das sein mag – wir sind davon überzeugt, dass die Schrift nicht nur erlaubt, dass man außer den Psalmen und anderen Bibeltexten auch biblische, d.h. dem Sinn und den Aussagen der Heiligen Schrift gemäße Gesänge singen darf, sondern dass sie es sogar (an den genannten Stellen) fordert.

Und so singen wir gerne die besten christlichen Gesänge, die am nächsten am biblischen Text bleiben und der reformierten Theologie entsprechen. Das mögen die Lieder Martin Luthers sein, ebenso die Lieder Joachim Neanders. Aber auch Lieder Paul Gerhardt, Olearius, Crasselius, Martin Rinckart, Cornelius Becker, und Johann Jakob Schütz gehören zu unserem Liedgut.

Wir sind keine Traditionalisten, d.h. wir singen die alten Lieder nicht einfach deshalb, weil sie eben alt sind. Wir singen sie, weil es wenig Vergleichbares an biblischem Gehalt und theologischer und geistlicher Tiefe aus neuerer oder neuster Zeit gibt. Wir hoffen, dass sich das ändern und wieder einmal eine Renaissance des evangelischen und reformierten Kirchengesangs einsetzen möge. Bis dahin allerdings lassen wir uns an den inspirierten »Psalmen Davids« und den besten deutschen Gesängen der vergangenen Jahrhunderte genügen.

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